Freitag, Juli 14, 2006

 

Sommer - ich glaub, ich spinne...

....Zeit, endlich mal ewig gehegte Vorsätze in Taten umzumünzen! Spocht! Sexy flacher Bauch, eine Taille, die mehr ist als ein anatomie-theoretischer Gedanke und ein Hintern, dem die Gravitation am Arsch vorbei geht. So stelle ich mir das vor!

Also habe ich mich vor einer Woche nach einem schwül-heißen Bürotag tatsächlich zur Fitcom geschleppt, einen Jahresvertrag abgeschlossen - und dammiddetsichauchlohnt: Direkt in die Klamotten gehüpft, mein Wasserfläschchen geschnappt und ab in den Spinning-Kurs.

Klar! GENAU, was ich jetzt brauche! Als ich den Raum kurz vor Kursbeginn betrete, sitzen die Jungs und Mädels schon fröhlich auf ihren Bikes und spinnen mit durchschnittlich 80er Frequenz vor sich hin. Ich, in Erwartung einer vergleichsweise entspannten gemeinsamen Radelstunde mit Musikbegleitung, geselle mich dazu und versuche, nicht allzu unbeholfen auszusehen, als ich meine Füße in die Schlaufen wurschtele. Schön hinten in die letzte Ecke, weil ich keinen Bock habe, mir ständig auf den Arsch gucken zu lassen. So toll sieht er nu wirklich nicht aus, und vor allem habe ich diese schlabbrige Walkinghose an. Macht ein bisschen fett um die Hüften. Kann sein, es macht nicht ganz allein die Hose... Wie auch immer.

Ich strampel fröhlich los, und als sich die ersten Schweißtropfen von meinem Gesicht lösen, kommt auch schon der Trainer und kündigt an, dass wir uns jetzt erst mal ein paar Minuten aufwärmen. - HÄ!? Nö, iss klar! Wir erhöhen also auf sein Geheiß den Widerstand, Musik basst durch den Raum und so angetrieben, gelingt es mir, weitere fünf Minuten mitzuziehen. 48, hat der Trainer angekündigt, würde das Programm dauern. Meine Wasserflasche liefert noch einen traurigen lauwarmen Schluck, als es "in die Berge" geht. Achja - sagt der Trainer, wir sollen immer schön viel trinken! Gerne! Aber wo zum Geier soll ich den Tank hinstellen? Wieder fordert er uns auf, den Widerstand zu erhöhen. Brauche ich nicht. Bei mir regt sich nämlich gerade welcher. Zu diesem Zeitpunkt sind wir ungefähr in Minute sieben oder acht. Keine Ahnung. Der Trainer sagt, es sei ok, wenn wir jetzt von nasalem Einatmen auf orales umstellen. Oral ein, oral aus. Ich bin froh, dass er nicht empfiehlt, rectal auszuatmen. Dann wäre die hintere Reihe schlecht gewählt. Naja. Während die anderen locker aus den Sätteln steigen und im Wiegeschritt hoch nach Alpdüjäs (oder wie heißt dieser Ort, an dem sich bei der Tour de France die Spreu vom Weizen trennt?) sausen, habe ich mein Ziel für die erste Teilnahme am Spinning deutlich reduziert. Oder besser: Den Realitäten angepasst. Es lautet jetzt nicht mehr: Klar mache ich da mal mit, ich fahre ja auch viel Rad! Es lautet (eigentlich lautet es auch nicht mehr: es leist ganz bescheiden): In Bewegung bleiben, nicht ins Delirium und vom Rad fallen. - Muss reichen für heute. Ich versuche also, weiterhin gut gelaunt auszusehen und beobachte, wie zwei Reihen weiter vorne eine Drahtige Endvierzigerin selbstbewusst den Widerstand erhöht, aus dem Sattel steigt und souverän zum Sprint über ca. sieben Minuten ansetzt. Und durchhält. Als sie sich wieder in den Sattel packt, hebt sich ihr Kopf auffordernd in Richtung Trainer, so in der Art "Das war ganz nett. Und was kommt jetzt?"

Meine Flasche ist leer, nur noch ein Film Kondenswasser, an den ich ums Verrecken nicht dran komme. Mein Handtuch ist nass. Meine Haare sind nass. Mein Arsch ist nass, und ich stelle fest, dass ich sogar in den Ohren schwitzen kann. Wusste ich gar nicht. Die Musik wird langsamer, Wortfetzen wie Cooldown, Frequenz reduzieren, locker ausradeln dringen wie durch Watte an meine nassen Ohren, und ich ahne, dass ich es überleben werde. Einige Minuten später haben sich die anderen Spinner endlich wieder ungefähr auf mein Tempo runtergesponnen, wir bremsen langsam aus. Steigen vom Rad. Ich halte mich mal lieber fest - irgendwie wackelt der Raum. Noch ein paar Dehnübungen, Applaus, und die Meute macht sich fröhlich schnatternd in Richtung Umkleide auf. Ich wanke benommen hinterher. Schleppe mich unter die Dusche und wieder raus. Im Vorbeischleichen ein schneller Blick in den Spiegel. Ich muss doch gerade mindestens dreizehntausend Kalorien verballert haben! - Meinem Hintern geht das am Arsch vorbei...

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